Finanzkennzahlen im Leasing: Der Schlüssel für ein erfolgreiches Leasinggeschäft.

Geschrieben von
Matthias Winter

Matthias Winter ist seit 20 Jahren in der Leasingbranche unterwegs, heute ist er Gründer und Geschäftsführer von LeaseHub

31. Mai 2023

Ein fundiertes Verständnis der finanziellen Lage eines Unternehmens ist von entscheidender Bedeutung, um wichtige Geschäftsentscheidungen zu treffen und langfristiges Wachstum und Stabilität zu gewährleisten. Hier kommen Finanzkennzahlen ins Spiel, denn diese dienen als objektive Maßstäbe, um die Leistung, Rentabilität, Liquidität und Verschuldung eines Unternehmens zu bewerten. Sie bieten Einblicke in die Stärken und Schwächen eines Unternehmens und liefern wertvolle Informationen für Geschäftspartner. Aus diesem Grund werfen gerade im Leasinggeschäft Unternehmen ein Auge auf die Bilanzen und Kennzahlen ihrer Kunden. Doch im Finanzkennzahl-Dschungel kann es schnell zu Verwirrung kommen!

Dieser Artikel dient als Leitfaden für die wichtigsten Finanzkennzahlen, die bei jeder Unternehmensanalyse im Leasinggeschäft eine Rolle spielen, von der Eigenkapitalquote über die Rentabilitätskennzahlen bis hin zur Liquiditätsanalyse.

Fangen wir mit der Basis an: die Begriffe sind bestimmt jedem Unternehmer schon einmal über den Weg gelaufen, denn sie sind Grundlage jeder Bilanz:

Aktiva und Passiva

 
Aktiva: Aktiva repräsentieren die Vermögenswerte eines Unternehmens, das heißt, sie umfassen alle finanziellen Ressourcen, die dem Unternehmen gehören und von denen erwartet wird, dass sie zukünftige wirtschaftliche Vorteile generieren.
Aktiva können in verschiedene Kategorien unterteilt werden:
Umlaufvermögen: Hierbei handelt es sich um Vermögenswerte, die innerhalb eines Jahres in Geld umgewandelt werden können oder in Form von Zahlungsmitteln, Vorräten, Forderungen von Kunden und kurzfristigen Anlagen vorliegen.

Anlagevermögen: Anlagevermögen besteht aus Vermögenswerten, die längerfristig genutzt werden und nicht für den direkten Verkauf bestimmt sind. Dazu gehören beispielsweise Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Patente und immaterielle Vermögenswerte.

Finanzanlagen: Dies sind langfristige Investitionen, die ein Unternehmen in andere Unternehmen tätigt, wie beispielsweise Beteiligungen oder Anleihen.

Sonstige Vermögenswerte: Hierzu gehören Vermögenswerte, die nicht in die oben genannten Kategorien fallen, wie beispielsweise Vorauszahlungen oder langfristige Forderungen.

 
Passiva: Passiva repräsentieren die Verbindlichkeiten und finanziellen Verpflichtungen eines Unternehmens. Sie zeigen an, wem das Unternehmen Geld schuldet und welche finanziellen Verpflichtungen es hat. Wie die Aktiva können auch die Passiva in verschiedene Kategorien unterteilt werden:
Eigenkapital: Dies ist das Kapital, das den Eigentümern des Unternehmens gehört und aus Kapitaleinlagen und Gewinnrücklagen besteht. Es stellt den Wert des Vermögens abzüglich der Verbindlichkeiten dar.

Verbindlichkeiten: Verbindlichkeiten sind finanzielle Schulden oder Verpflichtungen des Unternehmens gegenüber Gläubigern oder anderen Parteien. Sie können kurzfristig (fällig innerhalb eines Jahres) oder langfristig (fällig nach mehr als einem Jahr) sein.

Rückstellungen: Rückstellungen sind Verpflichtungen, die sich aus vergangenen Ereignissen ergeben haben, aber deren genaue Höhe oder Fälligkeit noch ungewiss ist. Beispiele hierfür sind Rückstellungen für Steuern, Garantien oder Pensionsverpflichtungen.

Sonstige Verbindlichkeiten: Hierzu gehören Verbindlichkeiten, die nicht in die oben genannten Kategorien fallen, wie beispielsweise erhaltene Anzahlungen oder langfristige Verbindlichkeiten.

 

 
Wichtig: Die Definitionen und Kategorien von Aktiva und Passiva je nach Rechnungslegungsstandards (wie beispielsweise nach International Financial Reporting Standards (IFRS) oder Generally Accepted Accounting Principles (GAAP)) können variieren. Unternehmen sollten ihre Bilanzierungsmethoden entsprechend den geltenden Rechnungslegungsvorschriften anpassen und auf eine korrekte Erfassung und Darstellung ihrer finanziellen Position achten!

 

Die Bilanz eines Unternehmens zeigt die Aktiva auf der linken Seite und die Passiva auf der rechten Seite. Das grundlegende Bilanzgleichungskonzept besagt, dass die Summe der Aktiva immer der Summe der Passiva entsprechen muss. Anders ausgedrückt: die finanziellen Ressourcen (Aktiva) eines Unternehmens müssen durch Eigenkapital und Verbindlichkeiten (Passiva) finanziert werden. Ein angemessenes Verhältnis zwischen Aktiva und Passiva ist ein Hinweis, dass ein Unternehmen über ausreichende finanzielle Ressourcen verfügt, um seine Verbindlichkeiten zu erfüllen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Es stellt somit die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens dar.

Rentabilitätskennzahlen

#1: Gewinnmarge

Die Gewinnmarge misst die Rentabilität des Unternehmens; sie gibt dabei an, wie viel Gewinn ein Unternehmen pro Einheit Umsatz erzielt. In der Regel wird sie in Prozent ausgedrückt und zeigt den Prozentsatz des Umsatzes, der als Gewinn nach Abzug aller Kosten und Ausgaben verbleibt. Eine hohe Gewinnmarge zeigt an, dass ein Unternehmen seine Kosten gut im Griff hat, eine starke Wettbewerbsposition hat und in der Lage ist, einen angemessenen Gewinn aus seinen Aktivitäten zu erzielen.

 
Bruttogewinnmarge: Die Bruttogewinnmarge berechnet den Gewinn, den ein Unternehmen nach Abzug der direkten Kosten der verkauften Waren oder Dienstleistungen erzielt. Sie wird berechnet, indem der Bruttogewinn durch den Umsatz multipliziert und das Ergebnis mit 100 multipliziert wird. Eine höhere Bruttogewinnmarge zeigt an, dass ein Unternehmen effektiv Kosten kontrolliert und einen angemessenen Spielraum hat, um andere betriebliche Ausgaben zu decken.
Nettogewinnmarge: Die Nettogewinnmarge gibt den Gewinn an, den ein Unternehmen nach Abzug aller Kosten, einschließlich operativer Kosten, Zinsen, Steuern und außerordentlichen Ausgaben, erzielt. Sie wird berechnet, indem der Nettogewinn durch den Umsatz multipliziert und das Ergebnis mit 100 multipliziert wird. Die Nettogewinnmarge zeigt, wie effizient ein Unternehmen Kosten kontrolliert, Steuern zahlt und Kapitalkosten abdeckt. Eine höhere Nettogewinnmarge deutet in der Regel auf eine bessere Rentabilität hin.

 

# 2: Leverage Ratio

Die Leverage Ratio ist eine Kennzahl, die das Ausmaß der Verschuldung eines Unternehmens im Verhältnis zu seinem Eigenkapital misst. Sie gibt Aufschluss darüber, wie stark ein Unternehmen Fremdkapital einsetzt, um seine Vermögenswerte zu finanzieren.

 
Mit der Leverage Ratio wird in der Regel als Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital ausgedrückt, wobei das Fremdkapital die Verbindlichkeiten des Unternehmens und das Eigenkapital den Anteil der Eigentümer am Unternehmen repräsentiert. Die Leverage Ratio ist wichtig, da sie wertvolle Hinweise auf die finanzielle Stabilität und Risikobereitschaft eines Unternehmens gibt.

 Eine höhere Leverage Ratio bedeutet, dass das Unternehmen einen größeren Anteil an Fremdkapital im Vergleich zum Eigenkapital verwendet. Das kann auf ein höheres Risiko hinweisen, da ein Unternehmen mehr Schulden bedienen muss und möglicherweise anfälliger für Zinsänderungen oder wirtschaftliche Schwankungen ist. Auf der anderen Seite kann eine niedrigere Leverage Ratio auf eine solide finanzielle Basis und eine geringere Abhängigkeit von Fremdkapital hindeuten.

 

Es gibt verschiedene Arten von Leverage Ratios, darunter:

 
Gesamtleverage Ratio: Die Gesamtleverage Ratio ist eine Kennzahl, die das Verhältnis des Fremdkapitals zum Eigenkapital eines Unternehmens misst. Sie gibt an, wie hoch der Anteil des Fremdkapitals im Vergleich zum Eigenkapital ist und zeigt die Verschuldungssituation des Unternehmens. Eine höhere Gesamtleverage Ratio bedeutet in der Regel, dass ein Unternehmen einen größeren Anteil an Fremdkapital verwendet, was auf eine höhere finanzielle Hebelwirkung und ein höheres Risiko hinweisen kann.
 
Eigenkapitalquote: Die Eigenkapitalquote zeigt den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital eines Unternehmens. Sie wird in der Regel als Prozentsatz ausgedrückt und gibt an, wie viel Prozent des Kapitals eines Unternehmens durch Eigenkapital finanziert wird. Eine höhere Eigenkapitalquote deutet darauf hin, dass ein Unternehmen einen größeren Anteil an Eigenkapital hat und somit weniger abhängig von Fremdkapital ist. Dies kann auf eine solide finanzielle Basis und eine geringere finanzielle Risikobereitschaft hinweisen.

 

 

# 3: Verschuldungsgrad: Der Verschuldungsgrad ist eine Kennzahl, die das Verhältnis des Fremdkapitals zu den gesamten Vermögenswerten eines Unternehmens misst.

 
Der Verschuldungsgrad gibt an, wie stark ein Unternehmen seine Vermögenswerte durch Schulden finanziert. Eine höhere Verschuldungsquote deutet darauf hin, dass ein größeres Verhältnis der Vermögenswerte durch Fremdkapital finanziert wird, was auf eine höhere Verschuldung und ein höheres Risiko hindeuten kann. Eine niedrigere Verschuldungsquote hingegen zeigt an, dass ein Unternehmen einen größeren Anteil seiner Vermögenswerte aus Eigenkapital finanziert.

 

 
Wichtig: Die Leverage Ratio kann branchenabhängig variieren, da einige Branchen tendenziell mehr Fremdkapital nutzen als andere. Es ist daher notwendig, die Leverage Ratio im Kontext anderer finanzieller Kennzahlen und Risikofaktoren zu betrachten, um ein umfassendes Bild der finanziellen Situation eines Unternehmens zu erhalten!

Liquiditätskennzahlen:

Dazu gehören die aktuellen Liquiditätskennzahlen wieder Cashflow, EBITDA-Deckung oder das Working Capital. Diese Kennzahlen geben Aufschluss über die kurzfristige Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens.

# 1: Der Cashflow

 
Operating Cashflow (operativer Cashflow): Der Operating Cashflow ist der Cashflow, der durch die laufenden betrieblichen Aktivitäten eines Unternehmens generiert wird. Er gibt an, wie viel Bargeld das Unternehmen aus seinem Kerngeschäft (Verkauf von Waren oder Dienstleistungen) generiert, nach Abzug aller betrieblichen Aufwendungen wie Löhne, Materialkosten, Steuern und Zinsen. Der Operating Cashflow ist ein Indikator für die operative Leistungsfähigkeit eines Unternehmens und spiegelt die finanzielle Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Kerngeschäfts wider.
Free Cashflow (freier Cashflow): Der Free Cashflow ist der Cashflow, der nach Abzug der Investitionsausgaben (z. B. für den Erwerb von Anlagen oder für Forschung und Entwicklung) und der Finanzierungskosten (z. B. Zinszahlungen auf Schulden) verbleibt. Er gibt an, wie viel Bargeld das Unternehmen nach Berücksichtigung von Investitionen und Finanzierungsausgaben frei zur Verfügung hat. Der Free Cashflow ist wichtig, da er zeigt, wie viel Cashflow das Unternehmen zur Finanzierung von Dividendenzahlungen, zur Rückzahlung von Schulden, für Aktienrückkäufe oder für zukünftige Investitionen verwenden kann. Damit liefert der Free Cashflow Einblicke in die finanzielle Flexibilität und die Fähigkeit des Unternehmens, nachhaltiges Wachstum und Kapitalrendite zu generieren.

 

# 2: Working Capital

 
Working Capital, auf Deutsch auch als Betriebskapital bezeichnet, bezieht sich auf den Betrag der kurzfristigen finanziellen Mittel, die ein Unternehmen für den täglichen Betrieb und die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs benötigt. Es repräsentiert die Differenz zwischen den kurzfristigen Vermögenswerten eines Unternehmens (wie Bargeld, Forderungen, Vorräte) und den kurzfristigen Verbindlichkeiten (wie Lieferantenverbindlichkeiten, kurzfristige Darlehen).

Working Capital ist wichtig, um die Liquidität eines Unternehmens zu gewährleisten und sicherzustellen, dass es in der Lage ist, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen. Ein ausreichendes Working Capital ermöglicht es einem Unternehmen, seine laufenden Betriebskosten zu decken, Lagerbestände aufrechtzuerhalten, Kreditoren zu bezahlen und kurzfristige Verbindlichkeiten zu bedienen. Daneben unterstützt es die Geschäftstätigkeit und sorgt dafür, dass das Unternehmen reibungslos funktioniert, ohne dass es zu finanziellen Engpässen kommt.

Die Berechnung des Working Capitals erfolgt durch Subtrahieren der kurzfristigen Verbindlichkeiten von den kurzfristigen Vermögenswerten. Eine positive Working-Capital-Bilanz zeigt an, dass das Unternehmen über ausreichend liquide Mittel verfügt, um seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen. Ein negatives Working Capital hingegen weist darauf hin, dass das Unternehmen möglicherweise Schwierigkeiten hat, seine kurzfristigen Verpflichtungen zu erfüllen und möglicherweise finanziell angespannt ist.

 

# 3: EBITDA-Deckungsgrad

 
Der EBITDA-Deckungsgrad ist eine Kennzahl, die die Fähigkeit eines Unternehmens misst, seine finanziellen Verpflichtungen aus dem EBITDA (Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, and Amortization) zu decken. Der EBITDA-Deckungsgrad gibt an, wie gut das Unternehmen in der Lage ist, ausreichend Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation zu erzielen, um seine Zinszahlungen und andere finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen.

Diese Kennzahl wird oft von Investoren, Kreditgebern und Analysten verwendet, um die finanzielle Stabilität und die Fähigkeit eines Unternehmens zu beurteilen, seine Schulden zu bedienen. Ein höherer EBITDA-Deckungsgrad wird als positiv angesehen, da er darauf hinweist, dass das Unternehmen einen größeren Puffer hat, um finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen. Ein niedrigerer EBITDA-Deckungsgrad kann hingegen auf eine erhöhte finanzielle Anfälligkeit und ein höheres Risiko hinweisen.

Die Berechnung des EBITDA-Deckungsgrads erfolgt durch Division des EBITDA durch die Summe der Zinsaufwendungen und sonstigen finanziellen Verpflichtungen des Unternehmens. Ein höherer EBITDA-Deckungsgrad deutet darauf hin, dass das Unternehmen über ausreichend Gewinne verfügt, um seine Zinszahlungen zu decken und potenzielle finanzielle Risiken zu bewältigen.

Finanzkennzahlen als Teile eines Puzzles

Finanzkennzahlen spielen eine wesentliche Rolle bei der Bewertung der finanziellen Gesundheit und Leistungsfähigkeit eines Unternehmens spielen. Durch die Analyse von Kennzahlen wie Gewinnmarge, Leverage Ratio, Umsatzrendite, Liquiditätskennzahlen und anderen können Investoren, Leasing- und Kreditgeber sowie Analysten ein besseres Verständnis für die finanzielle Stabilität, Rentabilität und Liquidität eines Unternehmens gewinnen.

Für alle Finanzkennzahlen gilt, dass sie allein keine umfassende Analyse der finanziellen Gesundheit eines Unternehmens darstellen. Sie geben lediglich Hinweise und sind wie Teile eines Puzzles, die in Verbindung mit anderen Finanzkennzahlen und einer gründlichen Bewertung der gesamten finanziellen Lage eines Unternehmens betrachtet werden sollten.

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